Samstag, 28. August 2010

Lance leidet



© Elisabeth Kreutz (USA). 1. Preis Sport Feature. Der »Boss« Lance Armstrong, von seinem früheren Domestiken Floyd Landis schwer des Dopings belastet, als ästhetisierte Heldenfigur. Wäre es anders, hätte Armstrong die Fotografin wahrscheinlich nicht so nahe an sich herangelassen.

Weitere geplante Stationen der Ausstellung World Press Photo Award 2010:

Stuttgart Hbf
03.09. – 13.09.10
Erfurt Hbf
17.09. – 27.09.10
Dresden-Neustadt
01.10. – 11.10.10
Berlin-Friedrichstraße
15.10. – 25.10.10

Montag, 16. August 2010

Versus

In Werner Franke hat Jan Ullrich vermutlich einen weitaus härteren Gegner als in Lance Armstrong, weil auf dem ungewohnten Terrain, auf dem Franke seinen Gegenspieler Ullrich herausfordert, juristische Tretminen verbuddelt sind, die mit Fahrgeschick kaum zu umkurven sind.

Fairness, das Warten auf den gestürzten Gegner, bis dieser wieder kampfbereit im Rennsattel sitzt, ist auf diesem Terrain ein Zeichen intellektueller Schwäche. Was dort zählt ist das Wuchten von großen Kausalitäts-Kettenblättern, mit deren rhetorischer Mechanik der »Gipfel der Wahrheit« erklommen werden soll.

Franke weiß um die Wirkung von Worten. Das hat er im katholischen Paderborn auf dem Gymnasium gelernt. In Heidelberg vertiefte er als Biologe seine Diskursfähigkeit bis sein Wort an Wucht gewann.

Sein Gegner Ullrich schulte in stundenlangen Trainingseinheiten seine motorischen Fertigkeiten – und kommunizierte instinktiv und asketisch schweigend mit seinem inneren Schweinehund.

Auf juristischem Terrain prallen jetzt zwei Realitätssichten aufeinander: schlussfolgernder Intellekt und brillante Motorik, zynische Vernunft versus trainierter Körper. Verhandelt wird der moralische Dreisatz: Schuld, Rache, Strafe.

»Der Geist der Rache, …, das war bisher der Menschen bestes Nachdenken; und wo Leid ist, da sollte immer Strafe sein. ‚Strafe’ nämlich, so heißt sich die Rache selber: mit einem Lügenwort heuchelt sie sich ein gutes Gewissen.« (Nietzsche)

Freitag, 13. August 2010

Tag des Rauchmelders

Freitag der 13.

Jäger Werner Franke »erwartet eine Entschuldigung« vom emotional ausgebrannten Gejagten Jan Ullrich. Der Heidelberger Biologe darf nach Auffassung des Hamburger Landgerichts dem Tour-Sieger von 1997 auch weiterhin eine Verbindung zum spanischen Dopingarzt Eufemiano Fuentes unterstellen. Eine eidesstattliche Erklärung von Jan Ullrich, in der er jeden Kontakt zu Fuentes bestreitet, erklärt Werner Franke für »eindeutig falsch«.

Einen Tag vor der Urteilverkündung gibt Jan Ullrich auf seiner Netzseite bekannt: Er sei ausgebrannt, burn-out. Er werde sich in den nächsten Wochen aus der Öffentlichkeit zurückziehen, um sich von seiner emotionalen Erschöpfung zu erholen. Im gleichen Schreiben appeliert Ullrich an die Medien, ihn und sein privates Umfeld in Ruhe zu lassen.

Plebs

In seiner Nebenrolle als Hobbyradfahrer schildert der Karlsruher Philosoph Peter Sloterdijk im Spiegel-Interview vom 7. Juli 2008 seine Eindrücke beim Erklimmen des Mount Ventoux. In diesem erhellenden Gespräch geht um den heuchlerischen Umgang mit leistungssteigernden Mitteln - und welche schauspielerischen Fähigkeiten sich Sportler zutrauen.


Hier das ganze Interview.